Ein Blick in die Geschichte der Familienbildung
Die Mütterschulen, Vorläufer der heutigen Familienbildungsstätten, sind in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entstanden. Viele junge Frauen kamen damals in die Städte, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Allein auf sich gestellt, ohne das Wissen und die Unterstützung von Müttern, Großmüttern und Tanten, war die Not oft groß, wenn sie Kinder bekamen. In den Mütterschulen konnten sie die Grundregeln der Säuglingspflege und -ernährung lernen; konnten sie nähen und kochen lernen; fanden sie erfahrene Frauen, die ihnen zuhörten und sie beraten konnten; trafen sie andere Frauen, denen es ähnlich ging wie ihnen selbst.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg stand die lebenspraktische Versorgung im Vordergrund: gesund und preiswert kochen, Kinderkleidung selber nähen, Säuglingspflege, Kinderkrankheiten, Erziehungsfragen. Seit den 70er Jahren bilden pädagogische Anregungen für Kinder, für die Eltern und beide gemeinsam einen weiteren Schwerpunkt der Familienbildung.
In West-Berlin ging es bei der Evangelischen Frauenhilfe 1965 mit drei Kursen und 39 Teilnehmerinnen los; 1975 waren es schon 95 Kurse, heute sind es rund 1000 pro Jahr. Aktuell geblieben ist die Zielsetzung von damals: „Lebenshilfe vom Evangelium her geben“ und „Frauen helfen, zum Verständnis ihrer selbst zu gelangen und die Spannungen zwischen den Aufgaben in Ehe, Familie und Beruf leichter zu bewältigen“. Nur dass wir heute diesen Satz mit „Frauen und Männern…“ beginnen würden und alle Beziehungsformen respektieren, in denen Menschen Familie leben.